Acht historische Strassen und zwei Promenaden in Havanna, die man kennen muss

Acht historische Strassen und zwei Promenaden in Havanna, die man kennen muss

Die alten Strassen Havannas umgibt ein besonderer Zauber. Wie viele Geschichten könnten sie erzählen? Für wie viele Personen waren sie ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags? Die ältesten Strassen sind verschwunden – was bleibt, ist die vage Erinnerung an die Pracht von damals. Anderen wiederum hat die Renovierungsarbeit das Büro des Stadthistorikers (Oficina del Historiador) neues Leben eingehaucht. Folgend eine Liste der zehn ältesten und wichtigsten Strassen.

Havanna wurde von den spanischen Eroberern im Jahre 1754, unter dem Namen Villa de San Cristóbal, in der Nähe der Buchteinfahrt gegründet. Der Legende nach fanden unter einem dicht belaubten Ceiba-Baum die erste Messe und die erste Bürgerversammlung statt, denen sowohl die Eroberer als auch die gastfreundliche einheimische Bevölkerung beiwohnten. Man glaubt, dieser Gründungsakt habe mitten in Habana Vieja stattgefunden, an einem Ort, der heute als Templete (kleiner Tempel) bekannt ist. Noch heute steht dort ein Ceiba-Baum, der jeweils am 16. November, dem Jahrestag der Stadt, von den Kubanern verehrt wird.

Auf der anderen Seite des Parks, gegenüber des Templete, starten wir unseren Rundgang an der 1. Cuba Tacón Strasse, die zu Ehren des Generalkapitäns Don Miguel Tacón erbaut wurde. Die Strasse ist kurz und erstreckt sich lediglich über ein paar Häuserblocks. Das Sehenswerte ist, dass sie mit Pflastersteinen aus Holz restauriert wurde (aus dem Holz des einheimischen Baumes Ácana) und gleich gegenüber des Palacio de los Capitanes Generales beginnt. Die Strasse ist einfach zu begehen und man sieht zudem die Überreste der alten Stadtmauer.

Folgt man dem kurvenreichen Verlauf der Cuba Tacón, trifft man auf eine ihrer “Entrecalles”, die berühmte 2. Empedrado Strasse. Wie es ihr Name vermuten lässt, war es die erste Strasse der Stadt, bei der sogenannte "chinas pelonas"-Steine als Pflastersteine verwendet wurden. Viele Abschnitte dieser Strasse waren sehr bekannt und wurden rege genutzt, von der Kathedrale Havannas, die sich zwischen Mercaderes und San Ignacio befindet, bis zur Bodeguita del Medio, wo hunderte Künstler und Besucher gegessen und sich mit ihrer Unterschrift verewigt haben.

Vom Capitolio bis zur Avenida del Puerto verlaufen die drei “Schwester-Strassen” 3. Obispo, 4. O'Reilly und 5. Obrapía. Jede hat ihre eigene Geschichte. Seit ihrer Entstehung galten sie als die drei florierenden Verkehrs- und Geschäftsadern. Heute findet man vor allem in der Obispo Strasse viele Souvenirläden, Restaurants und Hotels.

Parallel zur Obispo und näher bei der Bucht verläuft die O'Reilly Strasse. In der Kolonialzeit und bis 1863, als man begann, die Stadtmauern Havannas zu zerstören, war sie die wichtigste Geschäftsstrasse. Durch das Tor Puerta Monserrate verband sie die Innenstadt mit dem Stadtteil ausserhalb der Mauern. Die Strasse war bereits im frühen 17. Jahrhundert überbevölkert und wurde wegen ihres schlechten Zustandes kritisiert. In den 1940er Jahren wurde sie als "die Strasse der Fotografen" bekannt, da sich acht der 15 Fotostudios, die es 1879 in Havanna gab, in der O'Reilly befanden. Diese Tradition lebt bis heute durch die dort ansässigen Kunstgalerien weiter.

Ebenfalls parallel zur Obispo, aber auf der gegenüberliegenden Seite von O’Reilly, verläuft die Obrapía Strasse. Benannt wurde die Strasse zu Ehren einer Wohltätigkeits-Organisation, die während der Kolonialzeit jedes Jahr fünf jungen Waisen ein kleines Vermögen spendete (ein Mitgift), damit diese heiraten und eine Familie gründen konnten. Heute ist die Obrapía aufgrund ihrer zahlreichen kulturellen Sehenswürdigkeiten eine der interessantesten Strassen Havannas. Dazu zählen vier Häuser / Museen: Casa de África, Casa de Benito Juárez, Casa “La obra pía” und das Casa del pintor ecuatoriano Oswaldo Guayasamín.

Drei Strassen verbinden die Altstadt mit dem neuen Teil der Stadt. Vom historischen Zentrum bis nach Vedado verlaufen mehrere Hauptverkehrsadern. Die wichtigsten drei sind, nebst dem Malecón, die Strassen 6. San Lázaro, 7. Zanja und 8. Carlos III.

 

Die Strasse San Lázaro verläuft parallel zum Malecón. Sie beginnt in La Punta. Dort stehen der Castillo de San Salvador, wo José Martí im Gefängnis sass, der Obelisk, wo acht Medizinstudenten im Jahr 1871 erschossen wurden, und die Statue des Poeten Juan Clemente Zenea. Die Strasse endet gleich unterhalb der Stufen der Universität von Havanna, die von einer Alma Mater gekrönt ist. San Lázaro erstreckt sich über fast 25 Häuserblocks und ist reich an Geschichte und interessanter Abschnitte.

Die Strasse Zanja beginnt in Havannas Chinatown. Sie verläuft durch Centro Habana und durchquert anschliessend Vedado bis zur Kreuzung der Avenida de los Presidentes und der Avenida Boyeros. Die Strasse führt an mehreren interessanten Orten vorbei, wie der Polizeistation oder der Studentenresidenz der Escuala National de Arte (ENA).

Die Avenida Carlos III war eine der ersten Strassen, die im Zuge der Ausweitung der Stadt entstand. Sie wurde im Auftrag von Generalkapitän Miguel de Tacón gebaut, der damit weitere Teile der Stadt erschloss, wie das Castillo del Príncipe, wo er residierte, das Gefängnis sowie die Quinta de los molinos, der damalige Rückzugsort der Generalkapitäne. Heute ist die Avenida Carlos III eine der Hauptverkehrsadern im modernen Havanna. Sie ist mit Vedado durch die Avenida de los Presidentes und mit dem Flughafen José Marti durch die 15 Kilometer lange Avenida de Rancho Boyeros verbunden.

Zu guter Letzt müssen auch die zwei Promenaden 9. Paseo del Prado und 10. Alameda de Paula erwähnt werden. Beide wurden mit der Absicht gebaut, einen Ort der Begegnung und der Freizeit für die Einwohner Havannas zu schaffen.

 

Heute ist der Paseo del Prado ein majestätischer von Bäumen gesäumter Boulevard im europäischen Stil, der vom Fuente de la India und dem Parque de la Fraternidad bis zur Festung San Salvador de la Punta und zum Malecón führt. Acht Löwen aus Bronze bewachen die Strassenkreuzungen. Am Paseo del Prado vermischen sich die unterschiedlichsten Interessen und er zieht sowohl Touristen als auch die lokale Bevölkerung an. Jedes Wochenende findet am Prado im Schatten der Bäume ein spontaner Flohmarkt statt.

Die Promenade Alameda de Paula entstand erst nach der gleichnamigen Kirche, die zuvor als Krankenhaus diente. Von der Promenade aus kann man das Innere der Bucht sehen. Wenn man sich für Souvenirs, Kunst oder Kunsthandwerk interessiert, besucht man die nahe gelegenen Almacenes de San José, ein grosser Markt mit landestypischen Produkten.

Am anderen Ende der Alameda de Paula kann man den intensiven Stadtrundgang am Hafen in der Brauerei, der Cerveceria Antiguo Almacén de la Madera y El Tabaco, ausklingen lassen und ein hausgemachtes Bier geniessen.